Emotionen zeigen, ist eine der wichtigsten Herausforderungen für ein Model.

Von einem Model wird erwartet, dass es auf Knopfdruck die verschiedensten Ausdrücke vor der Kamera darstellen kann. Und das Ganze soll dann auch noch authentisch wirken und nicht wie eine aufgesetzte Grimasse.

So bringst du deine Emotionen vor der Kamera zum Ausdruck

emotion und freude beim Fotoshooting

Oft wird ein natürliches Lächeln gefragt, dabei sind alle Emotionen gleich wichtig.

Falls du gedacht hast, das Ganze findet in erster Linie vor dem Spiegel statt, irrst du dich. Den brauchst du dafür nicht.

Lerne dich kennen und fühlen

Der erste Teil ist auch gleich der wichtigste. Denn die meisten von uns haben ein zwiespältiges Verhältnis zu Gefühlen.

Es gibt „gute“ und „schlechte“. Emotionen wie Freude, Verliebtheit, Heiterkeit usw. mögen wir gerne. Damit sind wir auch gerne gesehen. Unsere Familie, Eltern, Freunde mögen es, wenn wir gut drauf sind. Denn dann müssen sie sich keine Sorgen um uns machen. Wir lernen, dass es gut ist, wenn wir gute Gefühle haben und mögen uns selbst lieber, wenn wir gut drauf sind.

Andere Gefühle sind bei uns auf der Negativliste gelandet. Trauer, Wut, Angst, Verzweiflung – solche Emotionen mögen wir gar nicht. Sie sind unangenehm und oft lernen wir, dass wir damit unserer Umwelt zur Last fallen. Wenn man traurig ist, wird man so oft aufgefordert, sich doch lieber abzulenken, um irgendwie schnell wieder in gute Stimmung zu kommen. Und als Kinder wollen wir es unseren Eltern gerne Recht machen und geben unser bestes, ein ungeliebtes Gefühl schnell runterzuschlucken und nach außen wieder fröhlich zu wirken.

Das ist nicht nur aus psychologischer Sicht ungünstig – das Unterdrücken von Gefühlen führt früher oder später zu Depressionen und Burn-out. Es verhindert auch, dass du als Model vor der Kamera Zugriff auf die ganze Palette an Emotionen hast.

Wenn du nicht weißt, wie sich eine Emotion wie Trauer oder Angst anfühlt, kannst du sie auch nicht überzeugend vor der Kamera abrufen. Du kannst versuchen, so auszusehen. Aber niemand wird dir das abkaufen.

Fühle jede Emotion gleichberechtigt – es gibt keine guten und schlechten Gefühle

Mach es dir zur Aufgabe, jedes Gefühl in dir wahrzunehmen und zu schätzen.

Du hast einen schlechten Tag? Gut! Das ist ein guter Tag für dein Training! Versuche jetzt nicht, an deinen Gefühlen etwas zu ändern. Nimm einfach alles wahr, so wie es sich jetzt gerade für dich anfühlt. Kritisiere dich nicht, sondern beobachte dich ganz genau. Jedes Detail ist wichtig. Natürlich kannst du das auch an guten Tagen und mit freudigen Ereignissen so machen. Aber meist brauchen wir mehr Übung, um die „schwierigen“ Gefühle wieder zum Leben zu erwecken.

Vertiefe dich in deine Emotion als würdest du darüber meditieren. Lass einfach zu, dass sich das Gefühl in dir ausbreitet. Nach einer Weile wird es etwas nachlassen. (Gefühle bleiben nie dauerhaft so intensiv, wie man zu Beginn denkt.)

Verankere deine Emotion mit einem Bild

Nachdem du einer Emotion eine Weile Raum und Zeit gegeben hast und du gefühlt hast, wie es sich mit dieser Emotion anfühlt, lass ein Bild vor deinem inneren Auge auftauchen, dass du mit dieser Emotion verknüpfen möchtest. Das kann eine Erinnerung sein aus der Vergangenheit oder eben gerade die aktuelle Situation, in der du ein Gefühl gefühlt hast. Speichere dieses Bild zusammen mit der Emotion ab. Das geht zum Beispiel, in dem du dir vorstellst, dass du ein Foto der Situation zusammen mit der Emotion in einer Schublade ablegst, auf der außen der Name der Emotion steht. Sobald du das Foto in die Schublade legst und diese schließt, kann auch das Gefühl nachlassen. Wenn das einmal schwierig ist, weil das Gefühl so intensiv ist, lass dir mehr Zeit und versuche nicht, die Schublade zu schnell zuzumachen.

Rufe die Emotion ab

Um nun wieder in dasselbe Gefühl zu schlüpfen, wie in eine Rolle, konzentriere dich zunächst auf dein Innen. Stell dir vor, wie du die Schublade mit der gesuchten Emotion suchst und sie langsam öffnest. Nimm das Foto in die Hand und fühle dich wieder in die Situation ein. Du kannst spüren, wie sich das Gefühl wieder in dir ausbreitet, so lange du das Bild in deiner Hand hältst. Wenn du es zurück legst und die Schublade schließt, kannst du wieder ein dein Alltagsgefühl zurück kehren.

Lass dir helfen

Oft ist es hilfreich, diese Übungen nicht alleine zu machen. Besonders, wenn du mit schwierigen oder belastenden Emotionen arbeitest.

Bitte eine Freundin oder einen Freund, bei dir zu sein und dich zu stärken. Dazu müssen sie nichts tun, außer da zu sein. Sie sollen dir das Gefühl ja nicht nehmen oder ausreden. Sonst könntest du es nicht fühlen und damit arbeiten.

Wenn du dabei auf Emotionen stoßen solltest, mit denen du dich überfordert fühlst oder generell professionelle Unterstützung möchtest, kannst du dich auch mit mir in Verbindung setzen und einen Termin für ein online-Coaching (per Skype) vereinbaren, in dem wir gemeinsam mit deinen Emotionen arbeiten.

Emotion vor der Kamera zeigen

Wenn du dich mit deinem Gefühlsleben gut auseinander gesetzt hast, ist die Arbeit vor der Kamera damit nur noch ein weiterer Übungsschritt.

Sobald du dich an eine Emotion erinnerst und diese in deinem Körper spürst, ist diese auch von außen zu sehen. Mitunter ist es notwendig, das Gefühl noch plakativer darzustellen, damit es auch der Letzte auf dem Foto erkennen kann. Dann verstärke deine Körpersprache ganz bewusst. z.B., wenn du dich vor Angst starr fühlst, mach dich noch starrer, indem du deine Muskeln anspannst.

Wenn du Freude über ein schönes Geschenk darstellen sollst, und der Fotograf will noch mehr Freude, übertreibe es vorsichtig. Bleibe aber dabei in deinem authentischen Gefühl, damit du nicht wie ein Comedy-Darsteller aussiehst.

Ein Leitsatz zieht sich derzeit durch das Modelbusiness, den du unbedingt im Hinterkopf behalten solltest:

„Authentisch ist das neue Schön!“