Immer wieder sieht man Newcomer-Models dabei, wie sie sich in mehr oder weniger akrobatische Posen werfen, ein angestrengtes Gesicht machen, das sexy aussehen soll, und dann meinen, daraus würde ein gutes Foto. Wird es aber nicht.

Deine Wirkung auf einem Foto hängt nämlich so gut wie gar nicht von der Pose ab, die du machst. Das Zauberwort heißt „Ausstrahlung“.

Nicht immer hat der schönere Mensch den besseren Auftritt

Vielleicht kennst du das auch? Zwei Freundinnen gehen gemeinsam aus. Die eine ist objektiv attraktiver, hat ein schönes Gesicht und die perfekte Figur. Die andere ist auch hübsch, aber vielleicht ein bisschen weniger perfekt in Form. Man könnte erwarten, dass alle auf die „Schöne“ fliegen. Aber dann steht doch die andere öfter im Mittelpunkt des Gesprächs. Sie lacht mehr und flirtet freier. Es macht einfach mehr Spaß, mit ihr in Kontakt zu kommen.

So etwas gibt es auch bei Auftritten vor der Kamera. Nicht selten haben sich zwei Mädchen bei mir zum Testshooting angemeldet, von denen die eine „wirklich“ Model werden wollte und die andere nur die gute Freundin war, die ihr den Rücken stärken sollte.

Und beim Shooting stellt sich dann heraus, dass das vermeintliche Model zwar wirklich hübsch ist, davon aber vor der Kamera nicht mehr viel zu sehen ist. Sie ist nicht nur nervös (das ist normal), sondern bewegt sich steif, hat Posen vor dem Spiegel geübt, die auch genau so aussehen: Einfach nur eingeübt. Und mit jedem Foto wird es schlimmer und sie verkrampft immer mehr.

Ihre Freundin, die auch mal kurz vor die Kamera darf, blüht dagegen völlig auf. Für sie ist es einfach ein tolles Abenteuer, einmal vor einer Profikamera zu stehen. Sie strahlt und spielt mit der Kamera, zeigt sich von ihrer besten Seite und entwickelt Fantasie. Der Funke springt über – die Bilder haben eine super Wirkung.

Am Ende fahren die beiden wieder nach Hause. Das Model ist enttäuscht und im schlimmsten Fall hat die gute Freundschaft einen Knacks bekommen.

Ausstrahlung gewinnt

Was ist hier passiert?

Ganz einfach: Ausstrahlung hat mal wieder gewonnen. Natürlich hatte die gute Freundin es leichter, sich von ihrer natürlichen und lebendigen Seite zu zeigen. Für sie ging es ja um nichts. Sie konnte einfach Spaß haben.

Profimodels haben beides: Das perfekte Aussehen und eine fantastische Ausstrahlung vor der Kamera. Sie können diese sogar auf Kommando an- und ausknipsen. Es sind nicht nur die Mundwinkel, die sich da nach oben bewegen und aussehen wie ein Lächeln. Es ist ein echtes Lächeln. Sie sehen nicht nur sympathisch aus, sie sind in dem Moment sympathisch. (Dass man manchem Topmodel nachsagt, sie sei hinter den Kulissen zickig, mag eine Seite von ihr sein, aber beschreibt sicher nicht die komplette Person.)

Tipps, wie ein Model sich äußerlich stylen und pflegen sollte und damit seine Ausstrahlung verbessert, gibt dieser Artikel.

Ein schönes Gesicht mit einer schönen Ausstrahlung

Ein natürlich hübsches Gesicht wirkt mit Ausstrahlung auch ohne knallige Spezialeffekte. Darauf bauen Profifotografen auf.

Ausstrahlung entwickeln, Ausstrahlung üben

Und wie kann man das ändern? Es ist ja klar, dass diejenige, die mit einem Profishooting ihre Modelkarriere anschieben möchte, nervöser ist, als wäre ihr alles egal.

Die gute Nachricht ist: Auch eine positive Ausstrahlung kann man lernen. Die Übungen sind aber ganz andere, als nur Posen vor dem Spiegel.

Du kannst lernen, wie du dir deiner Außenwirkung bewusst wirst und dies vor der Kamera steuern kannst.

Und das beste: Das nützt dir nicht nur vor der Kamera, sondern überall im Leben.

Zeige deine eigene Persönlichkeit und lasse sie scheinen – das ist Ausstrahlung

Beim Lesen wird dir jetzt schon klar, dass wir hier in den Bereich des Model-Coachings vorstoßen, der nicht mal eben zwischen zwei Beautytipps umzusetzen ist. Es geht um Persönlichkeitsentwicklung, neudeutsch „personality coaching“. Solche Coachings mache ich in meiner Coaching-Praxis nicht nur mit Models, sondern mit allen möglichen Menschen, die sich selbst entdecken möchten. Hier verrate ich einige Grundlagen.

Du solltest dir „deiner selbst“ bewusst werden. Und das Ergebnis nennt sich dann „Selbstbewusstsein“. Ja, genau. Selbstbewusstsein ist das, was du brauchst, um vor einer Kamera und auch in anderen Situationen eine gute Wirkung zu entfalten. Nicht „eine große Klappe haben“, sondern selbst-bewusst-sein. Das kann man übrigens auch ganz leise und still. Es heißt nicht, dass aus einem eher ruhigen Menschen plötzlich eine Rampensau werden muss. Es geht nicht darum, dass man sich verbiegt und „so tut als ob“. (Wobei Models üblicherweise gerne im Rampenlicht stehen. Es ist ihre persönliche Neigung, sie brauchen sich dafür nicht anzustrengen.)

Ausstrahlung: Eine Übung, die du für dich alleine machen kannst

Die einfachste Übung: Beobachte dich selbst. Du hast einen richtig guten Tag, bist mit dem richtigen Fuß aufgestanden und gehst so in die Schule, zur Uni oder zur Arbeit. Du weißt, dass du in diesem Moment eine unwiderstehliche Ausstrahlung hast. Mach dir das auch bewusst. Genieße es und bade in diesem guten Gefühl.

Aber achte auch auf dich, wenn es gerade mal nicht so gut zu laufen scheint. Du weißt ja, dass es auch mal schlechtere Tage gibt und dass die auch wieder vorbei gehen. Aber nutze ruhig einen „schlechten“ Tag, um an deiner positiven Ausstrahlung zu arbeiten. Das sind die besten Tage zum Üben. Wie sollst du an einem strahlenden Tag daran arbeiten, mehr zu strahlen? Da gibt es ja nichts zu verbessern. Freue dich also auch mal über einen weniger guten Tag. Denn an diesem kannst du dein Ausstrahlungstraining viel besser durchführen.

Achte jetzt darauf, wie du Kleinigkeiten verändern kannst. Wirklich kleine Kleinigkeiten. Sei dabei sehr aufmerksam.

Wenn du zum Beispiel am Kiosk eine Zeitschrift kaufst, probiere es mit minimalen Veränderungen.
DENKE diese Veränderungen vorher. Stell dir vor, wie du die Zeitschrift an einem dieser strahlenden Tage kaufen würdest. Der Verkäufer würde (wenn er nicht selbst einen sehr schlechten Tag hat) natürlich zurück lächeln und sich an deinem Strahlen erfreuen.

Das muss an einem schlechten Tag nicht so sein. Habe da nicht zu viel Ehrgeiz. Es reicht, wenn du dein eigenes Gefühl durch die Erinnerung ein kleines bisschen aufbesserst. Man muss das von außen gar nicht sehen. Wichtig ist, was du FÜHLST.

Probier es aus. Und schreib gerne in einem Kommentar, wie du diese Übung für dich umgesetzt hast.